Schröpfen oder „Cupping“, ist eine alternative medizinische Therapie, die seit Jahrtausenden in verschiedenen Kulturen angewendet wird. Hier werden Gläser auf die Haut gesetzt, um ein Vakuum zu erzeugen.
Ziel ist es, die Durchblutung zu fördern, Verspannungen zu lösen und so Schmerzen zu lindern. In den letzten Jahren hat das Schröpfen einen echten Boom erlangt.
In diesem Artikel erfährst Du alles, was Du über das Schröpfen wissen musst.
- Die verschiedenen Arten von Schröpfen
- Die Anwendungsgebiete
- Möglichen Risiken und Nebenwirkungen
Viel Spaß beim Lesen
Inhaltsverzeichnis
Was ist Schröpfen?
Kurzum, beim Schröpfen wird mit Hilfe eines Vakuums eine Mehrdurchblutung herbeigeführt.
Schröpfen ist eine uralte Methode. Man schätzt, dass es 3.000- 5.000 Jahre alt ist. Fest steht, dass diverse Naturvölker die Wirkung von Wärme und Vakuum als hilfreich entdeckt haben. Je nach Kontinent, und damit Verfügbarkeit der Mittel, wurde es also anders ausgeführt.
- Auf dem asiatischen Kontinent hat man dicke Bambusstämme, zum Teil in einem Kräutersud, aufkocht und anschließend dem Patienten auf die Haut gesetzt.
- Auf dem afrikanischen Kontinent hat man als „Gläser“ einfach Büffelhorn benutzt. Bis heute ist es in der russischen Tradition verankert, bei Erkältungen die Lunge (den Rücken) großzügig zu schröpfen, um die Krankheit „zu beschleunigen“.
Aber was passiert denn da jetzt genau und was hat das bitte mit moderner Faszientherapie zu tun?
Wie ist die Wirkung von Schröpfen?
Wie bereits erwähnt, sorgt man beim Schröpfen für einen Unterdruck. Das macht man heute allerdings eher mit Gläsern, welche man erhitzt. Bei uns in der Praxis nehmen wir die ganz moderne Version: Plastikgläser mit einer Vakuumpumpe.
Aber was passiert denn da jetzt?
1. Bei einem verhärteten Muskel wird ein Glas aufgesetzt und ein Unterdruck erzeugt. Der sorgt jetzt dafür, dass am Muskel von außen gezogen wird. Der Muskel entspannt sich dann. Das dauert natürlich ein paar Minuten.
2. Gewebe, welches verhärtet ist, ist in der Regel nicht sehr gut durchblutet. Setzt man hier ein Vakuum an, wird die kapillare Durchblutung, also die ganzen kleinen Blutgefäße wieder mit frischem Blut und damit mit Sauerstoff geflutet.
3. Da die Gläser einige Zeit auf der Haut mit dem Vakuum bleiben, entsteht meistens ein blauer Fleck. Dieser sieht nicht nur blöd aus, nee, er hat auch eine Funktion. Für den Körper bedeutet ein blauer Fleck nämlich, dass eine „Verletzung“ vorliegt und er alarmiert sofort die Gesundheitspolizei (Immunsystem) und erteilt den Auftrag: „Hey, räumt dort mal auf, da gibt es Ärger!“
4. Wenn man Feuer schröpfen macht s.u. kommt noch die Wärme hinzu, die die Durchblutung weiter fördert. Deswegen stehen einige voll auf Feuer schröpfen. Aber ehrlich gesagt: „Wenn wir im Faszienzentrum 10x am Tag die Bude abfackeln, dann schaffen wir es sicher auch bald in die Bildzeitung!“
Anwendungsgebiete des Schröpfens?
Jetzt, wo Du die Wirkung vom Schröpfen kennst, kannst Du Dir sicherlich auch vorstellen, wobei es zum Einsatz kommt:
Alle Arten von Verspannungen:
- Muskel- und Gelenkschmerzen
- Verspannungen im Nacken
- Verspannungen im Rücken
- Kopfschmerzen
- Migräne
- Erkältungen/ Grippe
- Menstruationsbeschwerden
- Verdauungsprobleme
- Schröpfen zum Entgiften/ Ausleiten
Welche Arten von Schröpfen gibt es?
Wie oben schon erwähnt, gibt es grundsätzlich verschiedene Arten. Das „echte“ Schröpfen ist natürlich mit Feuer. Hierbei werden Echtglasgläser verwendet und es wird mit Hilfe eines Brandbeschleunigers, zum Beispiel Spiritus, eine kurze Flamme innerhalb des Glases erzeugt. Im Idealfall zündet es einmal kurz durch. Dann wird sehr schnell das Glas auf die Haut gesetzt. Aber keine Angst, die Flamme ist jetzt schon wieder aus. Aber die Temperatur wird jetzt innerhalb des Glases sehr heiß. Das Glas selber aber nicht. Durch die Hitze weitet sich die Luft im Glas aus. Setzt man es jetzt auf die Haut, kühlt die Luft innerhalb von 1–2 Sekunden ab und zieht sich zusammen. Das Vakuum ist entstanden. Keine Angst, die Haut erleidet keine Verbrennungen, da nur die Luft warm ist und nicht das Glas selbst.
Allerdings bedarf es echt ein wenig Übung, denn:
• Die Flamme darf die Haut des Patienten nicht berühren!
Du siehst, für den Anfänger sind dann doch die Schröpfgläser mit Pumpe deutlich einfacher.
Was ist Blutschröpfen?
Jaa, dann gibt es da noch das Blutschröpfen…
Wie schon gesagt, verwenden wir Schöpfen ja meistens bei Verspannungen. Hierbei ist häufig das Gewebe sehr hart und auch lokal übersäuert. Das führt zusätzlich dazu, dass das Gewebe wiederum härter wird und so weiter. Also ein Teufelskreis.
Das Schröpfen soll diesen durchbrechen. Noch besser ist es jedoch, wenn man den „Müll“ aus dem Gewebe ganz rausholt. Dazu wird die Haut zunächst desinfiziert, danach angepikst oder auch geritzt und anschließend das Vakuum mittels Schröpfglas erzeugt.
Es ist wirklich immer wieder erstaunlich, was für eine schwarze Pampe da manchmal aus dem Gewebe rauskommt.
In der arabischen Welt wird das „Hijama“-Ritual zur Reinigung regelmäßig zelebriert. Es ist wohl schon von dem Propheten Muhammad zur Reinigung empfohlen worden. Da ich weder Araber bin, noch mich im Koran auskenne, werde ich weitere Infos lieber denen überlassen, die sich mehr damit auskennen und beschränke mich auf den medizinischen Teil.
Warum machen wir denn trotzdem kein blutiges Schröpfen in der Praxis?
Jaa, es gibt mit dem blutigen Schröpfen so ein Problem …
Da ja die Haut durchstochen wird, handelt es sich bei dieser Therapie um eine „invasive Therapie“.
Macht ja nix, als Notfallsanitäter und Heilpraktiker kann, darf und habe ich schon viele hundert Male invasive Maßnahmen durchgeführt.
Aaaber, wenn man die Gläser mit Blut füllt, dann muss man im Anschluss den maximal höchsten Hygienestandard anwenden. Denn diese Gläser sollen ja beim nächsten Patienten wieder auf die Haut gepackt werden und mit seinem Blut in Kontakt kommen. Eine Desinfektion, wie wir sie grundsätzlich machen, reicht da per Gesetz nicht aus. In diesem Fall müssen die Gläser im Anschluss, wie im Krankenhaus nach einer Operation, sterilisiert werden. Leider steht das nicht im Kosten-Nutzen-Verhältnis.
Was ist eine Erstverschlimmerung beim Schröpfen?
Es kann halt, wie bei jeder Therapie, auch beim Schröpfen, eine Erstverschlimmerung geben.
Heißt:
- Du fühlst Dich nach dem Schröpfen erstmal schlechter als vorher.
Ist eigentlich nichts Schlimmes, heißt eigentlich nur, dass der Körper das umsetzt, was da gerade passiert. Kann aber im Einzelfall schon auch fies sein. - Bist Du Dir unsicher, frage zunächst Deinen Behandler oder eben Deinen Arzt.
Häufiger ist es, meiner Erfahrung nach, dass Du Dich wie vom LKW überfahren fühlst und dann merkst Du, wie tief entspannt Du gerade bist.
Wie lange Schröpft man denn?
Wir lassen unsere Gläser meistens so 8–10 Minuten drauf. Wenn der Patient merkt, dass sich „etwas löst“ im Gewebe, können die Gläser praktisch runtergenommen werden. Ich habe gehört, dass die Gläser z. B. in China auch bis zu 20Minuten drauf bleiben. Würde ich jedoch nicht empfehlen.
Wie oft kann ich Schröpfen?
Es gibt da keine Regeln. Aber denk einfach mal logisch:
- So lange der alte blaue Fleck noch da ist (bis zu 2 Wochen), hat der Körper ja noch zu tun.
Lass ihn mal machen und fusch da nicht wieder rein.
Danach kannste ja wieder was machen, aber vorher halt nicht.
Fazit
Schröpfen ist eine schöne, sehr wirkungsvolle Methode. Ich liebe Sie! Meiner Meinung nach ist es eine tolle Ergänzung zur Faszientherapie.
Aber es gibt eine paar Spielregeln zu beachten.
Es gilt die Devise:
- Erst denken, dann Schröpfen.
- Wenn Du unsicher bist, frag Deinen Arzt und mach nichts Unüberlegtes. Und last but not least:
- Auch Schröpfen ist weder eine Wunderpille noch ist diese Methode ausnahmslos für jeden das richtige.
Ich sage immer: „Auf jeden Topf passt ein Deckel und jeder hat seine Methode, die bei Ihm/Ihr klappt … Oder auch nicht.“
Du willst jetzt genau wissen, wie das geht?
Okay, dann schau Dir doch mal das Video von mir im Faszienchannel an:
Bonus
Wenn Du jetzt heiß geworden bist, dann kannst Du Dir ein Schröpfset im Faszienstore kaufen.
Warum soll ich jetzt da kaufen?
Ich habe in meinen 10 Jahren in der Praxis seehr sehr viel Lehrgeld bezahlt. „Wer billig kauft, kauft 2-mal, sagt man.“
Traf bei mir nicht zu!
Bei mir waren es 3 oder mehrmals.
Beispiel:
Meine ersten Schröpfgläser:
Versuch 1
Ich dachte mir:
• „Hey, was soll bei so einem Stück Plastik schon so ein großer Unterschied sein?!“
• Zack, beim großen A* die billigsten Gläser bestellt …
Die kamen dann an und waren scharfkantig!
Tja, hat außer dem Mülleimer kein Patient zu Gesicht bekommen.
Versuch 2
• „Naja, bestellste halt die mittelpreisigen“.
• Die waren echt gut! Tolle Verarbeitung, nicht so dünn wie die Ersten … auch nicht scharfkantig …
Haben nur leider die Luft nicht gehalten …
Und wieder: Bekanntschaft mit dem Mülleimer
Versuch 3
• Ich habe die teuren gekauft und habe sie bis heute.
• Durch das regelmäßige desinfizieren gehen die Gläser nach ein paar Jahren dann kaputt, das ist okay, wenn man bedenkt, dass sie bis zu 10x am Tag desinfiziert werden.
Kurzum, die Gläser im Faszienstore sind von uns persönlich getestet und für gut befunden. Wenn Du Sie woanders kaufst, kannst Du auch Glück haben und Sie vielleicht auch nen Euro günstiger bekommen … oder auch nicht.